Schilddrüsenunterfunktion – langsamer Stoffwechsel und wenig Energie

Schilddrüsenunterfunktion – langsamer Stoffwechsel und wenig Energie

Arbeitet die Schilddrüse nicht auf dem für sie üblichen Niveau, so spricht man von einer Schilddrüsenunterfunktion oder Hypothyreose (hypo = unter, thyreoidea = Schilddrüse). Aufgrund der geringeren Funktion des Organs wird weniger T3 und T4 produziert – es fehlt also an den Hormonen, welche die Bereitstellung von Energie garantieren sollen. Die direkte Folge davon ist ein Mangel an Energie im Stoffwechsel praktisch aller körperlichen Systeme.

Schilddrüsenunterfunktion – langsamer Stoffwechsel und wenig Energie

Wie schon in unserem Artikel zur Schilddrüse allgemein beschrieben, ist die Hauptaufgabe des schmetterlingsförmigen Organs die Produktion der Schilddrüsenhormone Triiodthyronin (T3) und Thyroxin (T4). Diese beiden Hormone steuern den Energiestoffwechsel, indem sie die Mitochondrien zu einer erhöhten Funktion anregen. Bei einem optimalen Level von T3 und T4 stellt der Körper ausreichend Energie für den Alltag zur Verfügung, und die Körpertemperatur bleibt auf einem normalen Niveau. Auch für verschiedenste Wachstumsprozesse ist Energie vorhanden, etwa für die Wundheilung und das Nachwachsen von Haaren und Nägeln.

Was passiert im Körper bei einer Unterfunktion der Schilddrüse?

Arbeitet die Schilddrüse nicht auf dem für sie üblichen Niveau, so spricht man von einer Schilddrüsenunterfunktion oder Hypothyreose (hypo = unter, thyreoidea = Schilddrüse). Aufgrund der geringeren Funktion des Organs wird weniger T3 und T4 produziert – es fehlt also an den Hormonen, welche die Bereitstellung von Energie garantieren sollen. Die direkte Folge davon ist ein Mangel an Energie im Stoffwechsel praktisch aller körperlichen Systeme.

Die Symptome und Folgen eines Energiemangels

Eine Unterfunktion der Schilddrüse kann sich in verschiedensten Symptomen äußern, die stets in irgendeiner Form mit dem Energiestoffwechsel zusammenhängen. Grundsätzlich sinkt bei Mangel an T3 und T4 zunächst die Körpertemperatur, was sich in einem erhöhten Kälteempfinden äußert. Betroffene Personen frösteln typischerweise auch bei normaler, oder sogar leicht erhöhter Raumtemperatur. Die geringere Bereitstellung von Energie führt auch zu Gefühlen von Schlappheit, Antriebslosigkeit und einem Mangel an Motivation. Da der Körper nun Kalorien sparen möchte, erscheinen körperliche Anstrengungen als besonders mühsam, unbewusste Bewegungen werden verringert, und der Grundumsatz sinkt. In der Folge kann sogar eine unterdurchschnittliche Kalorienzufuhr zu einer Gewichtszunahme führen – der Körper reduziert einerseits den Verbrauch, und hält andererseits an den vorhandenen Kalorien umso stärker fest. Diverse Wachstumsprozesse werden auf ein Minimum heruntergefahren, was in trockener Haut und Haarausfall resultieren kann. Während der kindlichen Entwicklung ist dies besonders kritisch, da das körperliche und geistige Wachstum durch eine Hypothyreose beeinträchtigt werden kann.
Der Energiemangel schlägt sich auch in messbaren Gesundheitswerten nieder, wo sich zunächst Puls und Blutdruck verringern. Damit zusammenhängend sinkt auch die Durchblutung von Organen und Gliedmaßen, was zu Taubheitsgefühlen führen kann. Ein weiteres mögliches Resultat der Hypothyreose ist ein niedrigerer Blutzucker bei gleichzeitig erhöhtem LDL-Cholesterin. Schließlich kann auch die Balance der Sexualhormone beeinflusst werden, was bei Männern zu einem Verlust der Libido führt, und sich bei Frauen in einer Störung der Menstruation bemerkbar macht.

Die Ursachen: Unterfunktion durch Jodmangel oder Autoimmunkrankheit

Eine Schilddrüsenunterfunktion kann verschiedene, voneinander unabhängige Ursachen haben. Der historisch gesehen häufigste Auslöser ist sicherlich der Jodmangel. Der Grund, warum Jodmangel zu einer Schilddrüsenunterfunktion führen kann, ist relativ simpel: die Schilddrüsenhormone T3 und T4 enthalten beide Jod. Wird über längere Zeit zu wenig des Spurenelements aufgenommen, so kann die Schilddrüse der Produktion dieser Hormone entsprechend nicht mehr nachkommen. Kurzfristig führt ein Defizit an Jod allerdings dazu, dass das Organ stärker arbeitet. Der Körper schüttet nämlich bei sinkenden Spiegeln von T3 und T4 zunächst das Thyreoidea-stimulierende Hormon (TSH) aus. Durch die Anregung der Schilddrüse wird einerseits verbrauchtes T3 und T4 besser recycelt und andererseits wird wirklich jedes bisschen Jod genutzt. Sinken die Vorräte des Spurenelements jedoch unter ein kritisches Niveau, so schadet die Stimulation der Schilddrüse mehr, als sie nützt. Denn es ist dem Organ nach wie vor nicht möglich, ausreichend T3 und T4 zu produzieren – die dauerhafte Stimulation durch TSH aber führt nun zu einem Wachstum des Schilddrüsengewebes. Über längere Zeit entsteht so der bekannte Kropf, der früher in bestimmten Teilen Österreichs häufig vorkam.

Schilddrüsenunterfunktion aufgrund eines Organschadens

Ein weiterer Auslöser für eine Schilddrüsenunterfunktion ist eine Beschädigung des Organs. Wird ein Teil der Schilddrüse zum Beispiel durch einen Unfall zerstört, oder im Zuge einer Operation entfernt, so kann der verbliebene Teil oft nicht mehr ausreichend T3 und T4 produzieren. Solche Defizite lassen sich meist durch die regelmäßige Einnahme von Schilddrüsenhormonen ausgleichen. Eine solche Hormonersatztherapie zeigt auch manchmal Wirkung, wenn die Levels von T3 und T4 durch die Einnahme anderer Medikamente erniedrigt sind. Hier kommen etwa lithiumhaltige Psychopharmaka oder entzündungsfördernde Krebsmedikamente in Frage.

Entzündung oder Hashimoto-Thyreoiditis

Etwas schwieriger gestaltet sich die Situation, wenn die Schilddrüsenfunktion aufgrund einer Entzündung (Thyreoiditis) abgenommen hat. Zwar gibt es auch hier vorübergehende Formen, die nach wenigen Monaten von selbst wieder abklingen, etwa als Folge einer Infektion oder einer Schwangerschaft. Häufig ist allerdings eine Autoimmunreaktion ursächlich mit der Schilddrüsenentzündung verknüpft. Dieser Zustand wird auch als „Hashimoto-Thyreoiditis“ bezeichnet, und wie bei anderen Autoimmunkrankheiten sind die Auslöser nicht vollständig geklärt. Grundsätzlich sieht das Immunsystem dabei die Zellen des Schilddrüsengewebes als fremd an, und versucht, diese zu zerstören. Risikofaktoren sind hier diverse Medikamente, die die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen, wie etwa Sexualhormone oder Corticosteroide. Auch die übermäßige Zufuhr von Jod, etwa durch eine starke Jodierung von Speisesalz wie in den USA oder Brasilien, oder durch sehr jodhaltige Algen wie Kelp, kann eine Hashimoto-Thyreoiditis begünstigen. Schließlich sind auch genetische Faktoren und der Lebensstil bedeutsam. Dabei sind besonders solche Verhaltensweisen hervorzuheben, die freie Radikale und entzündliche Prozesse fördern, wie etwa eine dauerhaft zu hohe Kalorienzufuhr, ein Mangel an Antioxidanzien, eine ungünstige Omega-Fettsäurebalance und der häufige Konsum von Zigaretten oder Alkohol. In diesem Zusammenhang scheint auch der Selenstatus des Körpers bedeutsam zu sein, denn Selen dient der Neutralisierung von freien Radikalen in der Schilddrüse. Ein Selenmangel könnte also das Entstehen einer Schilddrüsenentzündung fördern und ist nach neuen Erkenntnissen vermutlich sogar für die korrekte Funktion der Schilddrüse notwendig.

Zu niedriger TSH-Wert als Ursache

Weitere Ursachen einer Schilddrüsenunterfunktion involvieren das Hormon TSH, welches von der Hirnanhangdrüse produziert wird. Ist diese beschädigt, kann sie ihrer Aufgabe nicht mehr nachkommen und die Schilddrüse arbeitet durch die verringerte Stimulation langsamer. In solchen Fällen kann auch bei einer vollständig gesunden Schilddrüse ein Mangel an T3 und T4 auftreten.

Vorgehen und Behandlung bei einer Schilddrüsenunterfunktion: Was kann man tun?

Wie man mit einer Schilddrüsenunterfunktion jeweils umgehen kann, hängt von den Auslösern des Zustandes ab. Die Ursachen können nur durch eine eingehende Untersuchung festgestellt werden. Hierzu werden in der Regel die Blutlevels von T3, T4 und TSH gemessen. Außerdem wird der Jodstatus des Körpers analysiert, und idealerweise sollte auch die Selenversorgung überprüft werden. Zusätzlich wird auf das Vorhandensein von Antikörpern gegen verschiedene Proteine der Schilddrüsenzellen getestet, um eine mögliche Hashimoto-Thyreoiditis festzustellen. Diese Antikörper tragen die markanten Kürzel MAK, TAK und TRAK.
Bei einer Schilddrüsenunterfunktion sind die Werte von T3 und T4 grundsätzlich erniedrigt und der TSH-Wert ist erhöht. Der Körper versucht also, die Schilddrüse zu stimulieren, was jedoch nicht zur erwünschten Lösung führt. Nun ist die Frage, warum – sind die Jod- oder Selenwerte niedrig, so kann es an einem Mikronährstoffmangel liegen. Sind Schilddrüsenantikörper vorhanden, weist dies auf eine Autoimmunreaktion mit möglicher chronischer Entzündung hin. Besonders wichtig sind hier die mikrosomalen Antikörper (MAK), die für eine Hashimoto-Erkrankung typisch sind. Diese können allerdings auch während und nach einer Schwangerschaft vorübergehend auftreten. Einen zusätzlichen Hinweis auf Hashimoto liefern die Thyreoglobulin-Antikörper (TAK), die jedoch nicht immer vorhanden sind. In seltenen Fällen können auch TSH-Rezeptor-Antikörper (TRAK) die Aktivität der Schilddrüse hemmen. Eine weitere mögliche Ursache für eine Schilddrüsenunterfunktion ist ein Mangel des stimulierenden Hormons TSH, das in der Hirnanhangdrüse produziert wird. In solchen Fällen sollte auch noch der sogenannte TRH-Wert gemessen werden, um die Funktion der Hirnanhangdrüse zu überprüfen.
Nach der Diagnose wird sich auch die Therapie richten. Möglich ist das Ausgleichen eines Jodmangels, allerdings vorsichtig und langsam, um die auf Hochdruck arbeitende Schilddrüse nicht plötzlich zu überfordern. Bei Schäden am Organ und bei Autoimmunreaktionen wird in der Regel eine Hormonersatztherapie verfolgt. Medikamentös bedingte Schilddrüsenunterfunktionen klingen oft nach dem Absetzen der auslösenden Medikamente von selbst ab.

Die Schilddrüse testen in den BIOGENA Diagnostics Points

Ihre Schilddrüsengesundheit können Sie jederzeit in einem der Biogena Diagnostic Points überprüfen lassen. Besonders empfehlenswert ist dabei das Deep Dive Health Package, welches neben den Schilddrüsenhormonen auch eine Mikronährstoffanalyse enthält. So wird nicht nur die Funktion der Schilddrüse, sondern auch der körpereigene Vorrat an Selen und Jod festgestellt. Darüber hinaus kann auch eine Antikörpermessung inkludiert werden, um eine mögliche Hashimoto-Thyreoiditis abzuklären. Eine Schilddrüsenunterfunktion lässt sich so gezielt identifizieren und zahlreiche weitere Messwerte bieten Anhaltspunkte, die auf eine Ursache dieses Zustands hinweisen. Bei der Interpretation Ihrer Werte werden Sie von fachkundigen Experten unterstützt, die Sie auch gerne darüber hinaus individuell beraten.
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Dr. Michael Kohlberger
Michael Kohlberger ist Wissenschaftler im Bereich der medizinischen Biologie. Nach mehreren Jahren akribischer Laborarbeit, gilt seine Leidenschaft heute der Wissenschaftskommunikation. Als Mitglied der Miracon Science beschäftigt er sich kritisch mit der aktuellen Studienlage und vermittelt neueste Erkenntnisse der Gesundheitsforschung in verständlicher Sprache.
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