Cholesterin – Werte & wichtige Facts für dich

Cholesterin – Werte & wichtige Facts für dich

Während sich die durchschnittliche Lebenserwartung in den Industrienationen in den letzten Jahrzehnten stark erhöht hat, hat sich parallel dazu eine völlig neue Klasse gesundheitlicher Belastungen entwickelt: die sogenannten Wohlstandserkrankungen. Diese wirken zwar weniger bedrohlich als Hungersnöte oder Raubtiere, sind aber ebenso gefährlich. Herz-Kreislauferkrankungen rangieren auf Platz 1 der Todesursachen in der entwickelten Welt, und wurden lange als unvermeidbar angesehen. Heute weiß man, dass sie in engem Zusammenhang mit dem persönlichen Lebensstil stehen. Kaum ein Faktor wird in diesem Kontext so oft erwähnt wie der Cholesterinwert. Dieser scheint in direktem Zusammenhang zu Herzinfarkten zu stehen, oder diese fast schon zu bedingen. Doch was macht den Cholesterinwert so bedeutsam? Und welche Rolle spielt Cholesterin wirklich in der Herzgesundheit?

Was ist Cholesterin?

Bei Cholesterin handelt es sich um eine fett-ähnliche Substanz, die eine Reihe von lebenswichtigen Funktionen in unserem Körper erfüllt. So hilft es zum Beispiel unseren Zellen bei der Kommunikation und stabilisiert deren Zellmembranen. Außerdem ist es der Grundstoff zahlreicher Steroidhormone, zu denen etwa ÖstrogenTestosteron, das Stresshormon Cortisol und sogar Vitamin D gehören. Schließlich dient Cholesterin auch zur Produktion von Gallensäuren, die für die Verdauung von Fetten notwendig sind. In der menschlichen Ernährung findet man es hauptsächlich als Bestandteil von fetthaltigen Tierprodukten wie Milch, Ei und Fleisch. Der Fettgehalt selbst spielt dabei eine untergeordnete Rolle – so enthält auch mageres Fleisch mitunter beachtliche Mengen an Cholesterin. Tatsächlich muss der Nährstoff aber gar nicht mit der Nahrung aufgenommen werden, da der Körper selbst ausreichende Mengen produziert. So stammen selbst bei einer erhöhten Zufuhr von Cholesterin immer noch 80 % des Nährstoffs aus der Eigenproduktion.

HDL, VLDL und LDL – Was bedeuten diese Werte?

Ähnlich wie ein Schuss Olivenöl in einem Glas Wasser, lässt sich Cholesterin durch seine fett-artige Natur nicht in wässrigen Flüssigkeiten auflösen. Damit der Körper dieses trotzdem im Blut transportieren kann, kommt ein spezieller Trick zur Anwendung: das Cholesterin wird zusammen mit anderen Fetten in winzige, aber stabile Tröpfchen verpackt. Spezielle Signalproteine an der Außenseite dieser Tröpfchen bestimmen, wohin sie transportiert werden. So kann der Körper das Cholesterin ganz nach Bedarf in verschiedene Gewebe verschiffen. Die beiden bekanntesten Transportformen sind unter den Kürzeln „HDL“ und „LDL“ bekannt.
Beim LDL handelt es sich um kleine Tröpfchen mit einer niedrigen Dichte an Signalproteinen („Low Density Lipoprotein“). Es dient dem Transport von neu produziertem Cholesterin aus der Leber in die Körperperipherie. Das LDL hat einen überaus schlechten Ruf, da es sich mitunter an den Blutgefäßwänden ablagern kann. Mehrere kleinere Ablagerungen können sich zu größeren Plaques zusammenschließen, in einem Vorgang der als „Arterienverkalkung“ bekannt ist. Diese hat, auf lange Sicht gesehen, oft Schlaganfall oder Herzinfarkt als Resultat.
Als eine Art Gegenspieler fungiert das HDL, welches eine ähnliche Größe hat, aber deutlich mehr Signalproteine enthält („High Density Lipoprotein“). Diese veranlassen eine Beförderung in die Leber, wo das Cholesterin schließlich endverwertet wird. Das HDL entfernt aber nicht nur freies Cholesterin aus dem Körper, es kann mitunter sogar die Gefäßwände davon befreien. Entsprechend hat es einen deutlich besseren Ruf als das LDL.
Die VLDL-Tröpfchen hingegen sind deutlich größer, und enthalten im Vergleich dazu nur wenige Proteine („Very Low Density Lipoprotein“). Auch Cholesterin ist nur in kleinen Mengen enthalten. Die Rolle des VLDL ist vielmehr der Transport von Triglyceriden, also Fettsäuren, welche die Gewebe des Körpers als Energielieferant benötigen. Nach Abgabe dieser Triglyceride kann das Tröpfchen mitunter schrumpfen, und anhand des verbleibenden Cholesterins zu LDL werden.
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Wie bestimme ich die Cholesterinwerte?

Aufgrund des engen Zusammenhangs zwischen Cholesterin, Triglyceriden und Arterienverkalkung, lässt sich das persönliche Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen durch eine Blutanalyse einschätzen. Zu diesem Zweck gibt es einerseits die klassischen Vollblutanalysen, aber andererseits auch moderne Testmethoden, für welche man nur eine kleine Menge Blut benötigt - wie zum Beispiel mit unserem Cholesterin Selbsttest - um den Cholesterin messen zu können. Die Probe kann dabei zu Hause genommen und an ein Labor gesendet werden. Die Ergebnisse geben darüber Aufschluss, wieviel HDL- oder LDL-Cholesterin sich in der Blutbahn befindet. Mithilfe des Triglycerid-Werts lässt sich auch die VLDL-Fraktion berechnen.
Die Interpretation der Ergebnisse erfolgt üblicherweise ärztlich oder therapeutisch. Dabei gilt grundsätzlich, dass LDL sowie Triglyceride möglichst niedrig, aber HDL möglichst hoch sein sollte. Genaue Mengenangaben gibt es hier nicht. Es existieren aber Richtwerte, die einen ungefähren Optimalbereich kennzeichnen.
Die genauen Werte können mitunter sehr stark von der jeweiligen Situation abhängen. So gilt für Menschen mit familiär oder anderweitig erhöhtem Risiko für Herzinfarkt generell ein strengerer (niedrigerer) Richtwert für das LDL-Cholesterin. Andererseits können während einer Phase des Gewichtsverlusts vorübergehend die HDL-Werte erniedrigt, sowie die LDL-Werte erhöht sein. Daher ist es wichtig, bei der Interpretation auch die individuelle Situation zu beachten.
Ein hoher LDL-Wert bedeutet grundsätzlich eine größere Wahrscheinlichkeit für eine Arterienverkalkung. Sind die Spiegel von LDL im Blut längerfristig erhöht, so steigt die Wahrscheinlichkeit, dass dieses hinter die Gefäßwand wandert und sich dort ablagert. Das Risiko steigt zusätzlich, wenn gleichzeitig ein hoher Blutzucker oder Sauerstoffradikale vorhanden sind. Diese können zu einer Modifikation des LDL führen (Glykosylierung oder Oxidation), welche die Plaques noch hartnäckiger macht. So können auch Diabetes, Rauchen und eine vitalstoffarme Ernährung zusätzlich zur Arterienverkalkung beitragen.
Der HDL-Wert gibt darüber Aufschluss, wie viel Cholesterin wieder aus dem Körper abtransportiert wird. Ein hoher Wert ist grundsätzlich besser und zeigt auf einen günstigeren Anteil des HDL am Gesamtcholesterin. Als „gutes Cholesterin“ schützt das HDL tendenziell vor Arterienverkalkung.
Auch die Triglyceride stehen in Zusammenhang mit der Herzgesundheit. Ein erhöhter Wert zeigt auf einen disharmonischen Energiestoffwechsel und stellt möglicherweise sogar, unabhängig von Cholesterin, einen Risikofaktor für Gefäßerkrankungen dar. Gleichzeitig kann sich aus dem Triglycerid-transportierenden VLDL wiederum neues LDL bilden.
Mittels eines Cholesterin Selbsttest kann schnell Aufschluss über die persönliche Situation im eigenen Körper gegeben werden.

Und was sind LDL-Subfraktionen?

Neueste wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass es nicht unbedingt nur auf das Gesamt-Cholesterin im Blut ankommt. Vielmehr scheint es sogar noch wichtiger zu sein, wie hoch die Anzahl der einzelnen LDL-Tröpfchen ist, und wie groß diese sich gestalten. So haben Tröpfchen mit einem höheren Durchmesser zwei Vorteile: einerseits haben sie eine geringere Chance, hinter die Gefäßwände zu wandern, da sie gar nicht überall durchpassen. Andererseits erhöht sich durch die Größe auch die Cholesterin-Transportfähigkeit, und weniger einzelne Tröpfchen sind notwendig um eine bestimmte Menge an Cholesterin im Körper zu verschieben.
Mit einer Analyse der LDL-Unterfraktionen lässt sich der eigene Cholesterin-Haushalt und das davon abhängige Risiko für Arterienverkalkung also noch genauer beleuchten. Mitunter stellen sich dadurch vergleichsweise hohe Cholesterin-Werte als harmlos heraus. Gleichzeitig können sich nur leicht erhöhte Werte als potenziell bedrohlich entpuppen. Besonders die sehr kleine, als sdLDL („small dense LDL“) bekannte Fraktion ist hier relevant: durch den ungewöhnlich kleinen Durchmesser kann dieses LDL sehr einfach die Gefäßwände durchdringen. Ablagerungen werden somit wahrscheinlicher. Gleichzeitig sind deutlich mehr sdLDL-Partikel notwendig, um eine bestimmte Menge Cholesterin zu transportieren, und auf diese höhere Partikel-Anzahl folgt auch ein größeres Risiko für Arterienverkalkung.
Der Herz-Risiko Check ermittelt neben HDL & LDL ebenso die LDL-Subfraktionen und kann somit auf dieser Ebene eine noch umfangreichere Einsicht gewähren.

Ursachen von erhöhtem oder erniedrigtem Cholesterin

Es gibt zahlreiche Faktoren, die den individuellen Cholesterinspiegel beeinflussen können. Einerseits wäre da die primäre, oder familiäre, Hypercholesterinämie. „Hyper“ bedeutet in diesem Zusammenhang „übermäßig“, und das Suffix „-ämie“ steht für „das Blut betreffend“, also übersetzt: zu viel Cholesterin im Blut. Menschen, die an primärer Hypercholesterinämie leiden, haben meist einen Defekt an ihrem LDL-Rezeptor-Gen. Dadurch kann das LDL von den Geweben nicht aufgenommen werden, und verbleibt im Blut. So entstehen dauerhaft hohe LDL-Spiegel, mit allen zuvor erwähnten negativen Konsequenzen. Gendefekte verursachen so etwa 15% aller erhöhten Cholesterin-Werte.
Die deutlich häufigere sekundäre, also erworbene, Hypercholesterinämie entsteht durch den individuellen Lebensstil. Faktoren wie Übergewicht, eine Ernährung reich an Cholesterin, Fett und KalorienBewegungsmangel, Stress, MedikamenteDiabetes und Rauchen können die LDL-Spiegel erhöhen. Durch einen gesunden Lebenswandel lässt sich diese Erhöhung in den meisten Fällen wieder umkehren.
Besonders niedrige Cholesterinwerte lassen sich durch eine pflanzenbasierte Ernährung, zusammen mit viel Sport und Bewegung, erholsamem Schlaf und einer gesunden Work-Life-Balance erreichen. Einerseits wird so die Aufnahme verringert, da pflanzliche Lebensmittel kein Cholesterin enthalten. Andererseits binden die Ballaststoffe im Verdauungstrakt Gallensäuren, welche der Körper aus Cholesterin bilden muss. Diese Gallensäuren, und damit das Cholesterin, werden dann zusammen mit den Ballaststoffen aus dem Körper transportiert.

Biogena Cholesterin-Check & Herz-Risiko Check

Die Cholesterin- und Triglycerid-Spiegel können mitunter einen bedeutenden Einfluss auf die Herz- und Gefäßgesundheit haben. Daher bietet sich eine regelmäßige Überprüfung dieser Werte an, um festzustellen, wie sich der momentane Lebensstil langfristig auf die Gesundheit auswirkt. Eine Analyse des persönlichen Cholesterin-Haushalts ist sowohl in einem unserer Biogena Diagnostics Points, als auch per Bluttest von zu Hause aus möglich. Dabei wird die Möglichkeit einer Beratung sowie die Feststellung von HDL, LDL, Triglyceriden und, mittels Cholesterin Test oder Premium Herz-Kreislauf Test, der LDL-Subfraktionen geboten. Die Tests können dabei helfen, Risikofaktoren für Gefäßkrankheiten zu identifizieren und unterstützen dadurch eine frühzeitige Vorbeugung.

Richtwerte für Cholesterin- und Triglycerid-Spiegel

Gesamtcholesterin:

< 200 mg/dl (5,2 mmol/l)

HDL-Cholesterin (Männer):

> 40 mg/dl (1 mmol/l)

HDL-Cholesterin (Frauen):

> 50 mg/dl (1,3 mmol/l)

LDL-Cholesterin:

< 160 mg/dl (4,2 mmol/l)

Triglyceride:

< 200 mg/dl (2,3 mmol/l)

author
Dr. Michael Kohlberger
Michael Kohlberger ist Wissenschaftler im Bereich der medizinischen Biologie. Nach mehreren Jahren akribischer Laborarbeit, gilt seine Leidenschaft heute der Wissenschaftskommunikation. Als Mitglied der Miracon Science beschäftigt er sich kritisch mit der aktuellen Studienlage und vermittelt neueste Erkenntnisse der Gesundheitsforschung in verständlicher Sprache.
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