Folsäuremangel – das solltest du darüber wissen

Folsäuremangel – das solltest du darüber wissen

Wer kennt es nicht? Das Märchen, der Gebrüder Grimm, in dem Rapunzels Mutter in der Schwangerschaft auf den verbotenen Salat in Nachbars Garten gierte? Ihr Bauchgefühl war auf jeden Fall goldrichtig, zählt das wasserlösliche B-Vitamin doch zu einem der kritischsten Schwangerschaftsnährstoffe überhaupt. Doch Folsäure ist nicht nur ein Fall für die Familienplanung. Auch andere Menschen sollten Folsäure im Blick behalten. So zeigen großangelegte Studien in weiten Teilen der Bevölkerung eine Mangelversorgung auf. Doch welche Konsequenzen hat ein Folsäuremangel? Und wie lässt sich dieser feststellen?

Folsäuremangel – das solltest du darüber wissen

Wer kennt es nicht? Das Märchen der Gebrüder Grimm, in dem Rapunzels Mutter in der Schwangerschaft auf den verbotenen Salat in Nachbars Garten gierte? Ihr Bauchgefühl war auf jeden Fall goldrichtig, zählt das wasserlösliche B-Vitamin doch zu einem der kritischsten Schwangerschaftsnährstoffe überhaupt. Doch Folsäure ist nicht nur ein Fall für die Familienplanung. Auch andere Menschen sollten Folsäure im Blick behalten. So zeigen großangelegte Studien in weiten Teilen der Bevölkerung eine Mangelversorgung auf. Doch welche Konsequenzen hat ein Folsäuremangel? Und wie lässt sich dieser feststellen?

Was ist Folsäure und wofür braucht man sie?

Folsäure (auch: Vitamin B9) ist ein wasserlösliches Vitamin, das der Familie der B-Vitamine angehört. Das Vitamin ist für uns Menschen von Anbeginn des Lebens essentiell, denn es sorgt durch seine Schlüsselposition im Aminosäurestoffwechsel, der Zellteilung und der Zellneubildung dafür, dass unser Körper wächst und gedeiht, sich regeneriert und heilt.
Auch anderenorts erweist sich Folsäure als aktiv und wichtig. So unterstützt eine ausreichende Folsäureversorgung die gesunde Blutbildung und unseren Neurotransmitterstoffwechsel. Zudem beteiligt sich Folsäure am Abbau der Aminosäure Homocystein, die in erhöhten Konzentrationen für das Herz- und Gefäßsystem schädlich sein kann.

Symptome & Anzeichen: Wie äußert sich ein Folsäuremangel?

Wenn es unserem Körper an Folsäure mangelt, so kann sich dieses Manko auf vielfältige Weise bemerkbar machen. Zu möglichen Mangelsymptomen zählen:
  • Blutarmut (Folsäuremangelanämie)
  • Blasse Haut, blasse Schleimhäute
  • Reizbarkeit, Stimmungsschwankungen bis hin zur Depression
  • Müdigkeit und Schlaflosigkeit
  • Verminderte Konzentrationsfähigkeit, Vergesslichkeit, Verwirrtheit
  • Erhöhte Blutungsneigung mit Schleimhautblutungen und punktförmigen Hauteinblutungen
  • Erhöhte Infektanfälligkeit
  • Appetit- und Gewichtsverlust
  • Entzündete, gerötete Zunge, Zungenkribbeln
  • Magen- bzw. Darmschleimhautentzündungen
  • Erhöhter Homocysteinspiegel, erhöhtes Arterioskleroserisiko
  • Schwere Fälle: Herzrhythmusstörungen, Atemnot
 
Bei Ungeborenen, deren Mütter einen Folsäuremangel haben, besteht die Gefahr einer Entwicklungsstörung des Nervensystems, wie z.B. Spina bifida, bei dem eine Stelle der Wirbelsäule bzw. des Rückens geöffnet bleibt. Zudem erhöht sich das Risiko für Fehl- oder Frühgeburten.

Folgen & Auswirkungen auf den Körper bei zu wenig Folsäure

Eine schlechte Folsäureversorgung zeichnet sich insbesondere bei den sich schnell teilenden Zellen ab. So kann sich auf deren Nährboden eine Blutarmut (= Anämie) entwickeln. Durch den Folsäuremangel reifen die Vorstufen der roten Blutkörperchen im Knochenmark nicht richtig heran – es werden weniger rote Blutkörperchen gebildet, die jedoch mehr Hämoglobin beinhalten und größer als normal sind. Ihr Vermögen, Sauerstoff im Blut zu transportieren, ist unterdessen herabgesetzt.
Neben den roten Blutkörperchen können auch die weißen Blutkörperchen unter einem Folsäuredefizit in Mitleidenschaft gezogen werden – die Infektanfälligkeit steigt. Straucheln hingegen die Blutplättchen unter einer Folsäureunterversorgung, kann dies die Blutgerinnung stören.

Folsäure macht Stimmung!

Folsäure ermöglicht in unserem Gehirn, das einer Chemiefabrik gleicht, eine ganze Reihe von Prozessen, Reaktionen und Verbindungen. So ist es u.a. gemeinsam mit Vitamin B6 für die Bildung von Neurotransmittern wie GABA und Serotonin zuständig. Mangelt es unserem Körper hingegen an Folsäure, so kann dies auch unseren Neurotransmitterstoffwechsel beeinflussen und die Entwicklung depressiver Verstimmungen begünstigen. Doch auch bei der medikamentösen Behandlung von Depressionen spielt Folsäure eine Rolle. So zeigen Studien, dass eine gute Versorgung mit dem B-Vitamin die Wirkung von Antidepressiva verbessern kann.
Folsäuremangel: Risikofaktor Homocystein
Obwohl eine Herz-Kreislauf-Erkrankung keine direkte Folge eines Folsäuremangels ist, kann ein Mangel indirekte Konsequenzen auf unser Gefäßsystem haben. So sorgt Folsäure gemeinsam mit Vitamin B6 und B12 für den Abbau gefäßschädigenden Homocysteins. Fehlt nur eines dieser Vitamine, kann es zu einem Anstieg der Homocysteinwerte im Blut kommen. Und erhöhte Homocysteinspiegel gelten wiederum als ein Risikofaktor für Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose) und Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Familienplanung? Nicht ohne Folsäure!
Bereits wenn in Frauen der Wunsch nach einem Kind wach wird, sollten diese beginnen auf eine ausreichende Nährstoffversorgung zu achten. Dieser „innere Nestbau“ bietet die besten Voraussetzungen dafür, dass es dem neuen Leben an nichts mangelt.
Als besonders kritisch wird hierbei die Versorgung mit Folsäure erachtet, die einen Schutz vor Früh- und Fehlgeburten sowie schweren Missbildungen wie den Neuralrohdefekten beim Kind bieten. Da sich das Neuralrohr des Fötus bereits zwischen dem 22. und dem 28. Tag schließt – also zu einem Zeitpunkt, an dem viele Frauen noch gar nicht wissen, dass sie guter Hoffnung sind – sollte das Folsäuredepot bereits vor der Empfängnis gut gefüllt sein.
Manchmal kommt es jedoch erst gar nicht zur Schwangerschaft, denn um ein Kind in seinem Bauch wachsen zu lassen, ist die Zellteilung der wichtigste Prozess und von einer ausreichenden mütterlichen Nährstoffversorgung (v.a. auch von Folsäure) abhängig. Und auch die männliche Fruchtbarkeit dankt eine gute Folsäureversorgung mit gesünderen Spermien.

Vom Kinderwunsch zum Wunschkind: Bei Folsäure auf Nummer Sicher gehen!

Für Frauen, die sich in der Phase zwischen Kinderwunsch und Wunschkind befinden, ist eine gesunde Ernährung besonders richtig und wichtig. Da Folsäure ein äußerst empfindlicher Nährstoff ist und eine ausreichende Versorgung für das Mutter-Kind-Gespann besonders kritisch ist, sollten bereits Frauen mit Kinderwunsch, aber auch schwangere und stillende Mütter zu einem ausreichend dosierten Folsäure-Präparat greifen.

Ursachen: Wodurch entsteht ein Vitamin B9-Mangel?

Ein Folsäuremangel entsteht, wenn wir längerfristig mehr Folsäure verlieren bzw. verbrauchen als wir aufnehmen. Neben einer unzureichenden Folsäureversorgung über die Ernährung kann in manchen Lebenssituationen auch der Bedarf des B-Vitamins erhöht sein oder sein Haushalt von bestimmten Faktoren gestört werden.
Zu Menschen, die ihre Folsäureversorgung im Auge behalten sollten, zählen:
  • Frauen mit Kinderwunsch
  • Schwangere Frauen und stillende Mütter
  • Menschen, die sich vornehmlich von gemüse- und salatarmem Fast Food ernähren
  • Patienten mit bestimmten Erkrankungen, wie z.B. Magen-Darm-Erkrankungen, Schilddrüsenüberfunktion, Psoriasis, Tuberkulose, Herzinsuffizienz, Lebererkrankungen
  • Patienten, die Hämodialyse (Blutwäsche) benötigen
  • Menschen, die bestimmter Arzneimittel einnehmen - z.B.
  • Antibabypille
  • Orale Antidiabetika (Metformin)
  • Antidepressiva – SSRI (z.B. Sertralin, Fluoxetin)
  • Diuretika (z.B. Schleifendiuretika, Thiazide)
  • Folsäureantagonisten (z.B. Methotrexat, Sulfonomidantibiotika)
  • Antiepileptika (z.B. Carbamazepin, Phenytoin)
  • Tetracycline (z.B. Minocyclin)
  • NSAIDs/NSARs (Acetylsalicylsäure, Diclofenac, Ibuprofen und Paracetamol)
  • RaucherInnen
  • Menschen, die vermehrt Alkohol konsumieren

Diagnostik: Folsäuremangel erkennen über die Blutwerte

Obwohl bei Folsäuremangel typische Mangelsymptomen auftreten können, können diese Beschwerden auch von anderen Erkrankungen oder Nährstoffmängel verursacht werden und gelten deshalb nicht als „Nachweis“. Wer genau wissen möchte, wie es um die hauseigene Folsäureversorgung bestellt ist, ist mit einer spezielle Blutuntersuchung gut beraten. Als Idealwerte gelten Folsäurekonzentrationen von >5,38 ng/ml im Serum.
Im Zuge von ärztlichen Routineuntersuchungen wird der Folsäurewert nicht immer zwingend mitbestimmt. Dennoch kann ein gravierender Folsäuremangel zu auffälligen Abweichungen im Blutbild führen und über diese entlarvt werden. So sind bei einer Folsäuremangelanämie die roten Blutkörperchen vergrößert und stärker gefärbt.

Wie hoch sollte der Magnesium-Wert sein?

Um einer bestehenden Magnesiumunterversorgung auf die Schliche zu kommen, ist eine labordiagnostische Blutuntersuchung das Mittel erster Wahl. Die moderne Labordiagnostik greift hierbei auf den besonders aussagekräftigen „Magnesiumgehalt im Vollblut“ zurück. Dieser sollte im Idealfall im folgenden Referenzbereich liegen:
Magnesium Normalwerte:
29,8 – 37,5 mg/l Magnesium im Vollblut

Praxistipp von Markus Schauer, DO, DPO, M.MSc. Geschäftsführer und Leiter von Biogena Diagnostics®:

„Um sich ein gutes Gesamtbild über die jeweilige Stoffwechselsituation zu verschaffen, ist bei einem Folsäurecheck die zusätzliche Bestimmung von Vitamin B6, B12 und Homocystein (als Kontrollparameter) sinnvoll. Vice versa sollte bei einem erhöhten Homocysteinspiegel idealerweise ein labordiagnostischer Blick auf die drei homocysteinabbauende Vitamine B6, B12 und Folsäure geworfen werden.“

Mangel beheben - was kann man dagegen tun?

Die aussichtsreichste Strategie, um einen Folsäuremangel rasch und erfolgreich zu beheben, ist eine vorrübergehende Supplementierung des Vitamins. Damit ist ein akuter Folsäuremangel in der Regel nach gut einem Monat „Geschichte“.
Um einem Folsäuredefizt in Zukunft keine Chance mehr zu geben, sollten Arzt und Patient außerdem gemeinsam auf Ursachenforschung gehen: Wurde der Folsäuremangel von einer folsäurearmen Ernährung ausgelöst, ist den Betroffenen eine Ernährungsumstellung (pflanzenbetont, frisch, natürlich, vollwertig) ans Herz zu legen. Ist Alkohol im Spiel, sollte man auf den Folsäureräuber fortan verzichten. Bei einem krankheitsbedingten Folsäuremangel muss hingegen gegen die Erkrankung selbst vorgegangen werden. Dazu begleitend kann neben einer folsäurehaltigen Ernährung möglicherweise auch ein zusätzliches Nahrungsergänzungsmittel sinnvoll sein – das Fachpersonal Ihres Vertrauens berät Sie dazu gerne.

Da Folsäure vor allem in einer natürlichen, pflanzenbetonten Ernährung vorkommt, sind all jene gefährdet, die sich vornehmlich von salat- und gemüsearmem Fast Food ernähren.

Obwohl Folsäure von Natur aus in zahlreichen Lebensmitteln (= Nahrungsfolat) vorkommt, ist es gar nicht so leicht, die empfohlenen 300 µg täglich aufzunehmen – denn das wasserlösliche Vitamin ist sehr empfindlich und wird durch Lagerung, industrielle Verarbeitung und Erhitzen zerstört. Dies führen auch Analysen vor Augen, die zeigen, dass der Folatgehalt von Spinat bei einer 4-tägigen Lagerung unter Raumtemperatur zur Hälfte abnimmt.
Ein weiterer Faktor, der in unsere jeweilige Folsäureversorgung mit hineinspielt, ist die Verfügbarkeit des Nahrungsfolats. Wie gut Folsäure aus der Ernährung für uns Menschen aufnehmbar ist, hängt nämlich von der vorliegenden Form ab. Während enthaltenes sogenanntes „Monoglutamat“ fast zur Gänze resorbiert werden kann, liegt bei „Polyglutamat“ die Aufnahmequote bei ca. 20 %. Laut Experten kann im Durchschnitt damit gerechnet werden, dass nur ca. die Hälfte des Nahrungsfolats für uns auch verwertbar ist.

Fazit

Die vielfältige Folsäure kommt in unserer Ernährung häufig zu kurz. Frauen mit Kinderwunsch sollten daher schon im Vorfeld einer Schwangerschaft vorsorglich Folsäure tanken. Doch auch für Menschen, die sich salat- und gemüsearm ernähren oder sich nicht ganz fit fühlen, ist es durchaus sinnvoll ihren hauseigenen Folsäurespiegel auf den Zahn zu fühlen und eine Unterversorgung ggf. mit einem adäquaten Folsäurepräparat zu beheben.

Wie lange dauert es, bis die Folsäurespeicher wieder aufgefüllt ist?

Unser Körper verfügt nur über kleine Folsäurespeicher, die sich zur Hälfte in der Leber befinden. Um entleerte Speicher wieder aufzufüllen, ist bei einer Supplementierung von 800 µg Folsäure täglich mit einer Dauer von ca. vier Wochen zu rechnen.Wo ist viel Folsäure enthalten?Das Wort Folsäure leitet sich von lateinischen „folium“, das Blatt, ab. Gemäß dem Motto „Nomen ist Omen“ ist das Vitamin tatsächlich reichlich in dunkelgrünem Blattgemüse, wie zum Beispiel in Feldsalat, Mangold, Spinat und Grünkohl, enthalten. Auch in anderen Kohlsorten sowie in Vollkornprodukten, Tomaten, Orangen, Eigelb und Nüsse stecken nennenswerte Mengen natürlicher Folsäure (= Folate). Besonders hohe Konzentrationen liefern Hefe, Leber, Weizenkeime und -kleie. Tabelle: Nach Prof. Dr. Friese K, 2014.

Lebensmittel

Folsäure in μg

Weizenkeime

520

Rinderleber

160

Sonnenblumenkerne

100

Mandeln

96

Tofu

84

Walnüsse

77

Haselnüsse

71

Hühnerei

65

Spargel

65

Erdbeeren

60

author
Mag. Margit Weichselbraun
Das Herz der studierten Ernährungswissenschaftlerin schlägt für die faszinierende Welt der Mikronährstoffe und Gesundheitsthemen, die bewegen. Privat ist die passionierte Wortschmiedin Vollblut-Mama zweier Kinder.
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