Eisenmangel – das steckt dahinter

Eisenmangel – das steckt dahinter

Eisen ist nicht nur in der Industrie, sondern auch in unserem Körper ein wichtiger Werkstoff. Als unverzichtbarer Bestandteil des Blutfarbstoffs Hämoglobin und des Muskelfarbstoffs Myoglobin bringt das essentielle Spurenelement Farbe in unser Leben und bindet zugleich den lebenswichtigen Sauerstoff an sich. Dementsprechend zählen die Blutbildung und die Sauerstoffversorgung zu den Paraderollen des Eisens. Dass weitere 179 Körperfunktionen, wie die Hormonbildung, die Immunantwort oder die Energiegewinnung, von einer genügenden Eisenversorgung abhängig sind, ist in der Bevölkerung weniger bekannt. Zu Beginn eines Eisenmangels sind es jedoch gerade diese Funktionen, die eine Drosselung erfahren. Erst in einem fortgeschritteneren Eisenmangelstadium kommt auch die Blutbildung ins Straucheln.

Die Ursachen: Wie entsteht ein Eisenmangel?

Ein Eisenmangel entsteht, wenn wir längerfristig mehr Eisen verlieren als wir aufnehmen. Diese Negativ-Entwicklung kann insbesondere aus einer geringen Eisenzufuhr, einem erhöhten Eisenbedarf oder aus vermehrten Eisenverlusten entspringen. Bei letzterem spielen allen voran Blutverluste eine Rolle – so gehen dem Körper pro 1 ml Blut ca. 0,5 mg Eisen „durch die Lappen“.
Zu Eisenräubern zählen:
  • Starke Periodenblutungen
  • Geburten
  • Nasenbluten
  • Unfälle
  • Operationen
  • Blutspenden
  • Innere Blutungen z.B. durch Hämorrhoiden, Darmkrebs, Magengeschwüre
  • Medikamente (z.B. Abführmittel, Schmerzmittel, Säureblocker)
Zu Eisenhemmnissen kommt es durch:
  • Eine geringe Eisenzufuhr (z.B. bei älteren Menschen mit wenig Appetit, Schlankheitskuren)
  • Eine Ernährung mit in erster Linie schwer verwertbarem Eisen bzw. reichlichen Eisenhemmstoffen (z.B. Tee, Kaffee, Vollkorngetreide)
  • Individuelle Eisenresorptionsstörungen
  • Angeborene Stoffwechselstörungen (z.B. Phenylketonurie)
  • Chronische Nierenerkrankungen
Zu den starken „Eisenverbrauchern“ (Menschen mit Mehrbedarf) zählen:
  • Kinder und Jugendliche im Wachstum
  • Schwangere und stillende Frauen
  • Ausdauersportler

Eisen aus der Ernährung.

Um gar nicht erst in einen Eisenmangel zu schlittern, ist tägliches „Eisentanken“ gefragt. Zu guten Eisenquellen zählen Fleisch, Wurst, Fisch, Meeresfrüchte und Eier. Doch nicht nur tierische Produkte, sondern auch ausgewählte Pflanzenkost - bestehend aus Vollkorngetreide, Hülsenfrüchten, bestimmten Gemüsesorten (z.B. Spinat, Schwarzwurzeln, Petersilie) und Samen - hat einiges an Eisen zu bieten.

Eisen in der Ernährung: Was kommt an?

Nicht alles was an Eisen theoretisch in einem Lebensmittel enthalten wäre, schafft es zwangsläufig auf unsere Teller. So können Lagerung und Zubereitungsmethoden (z.B. Kochen, Wässern) für Verluste sorgen. Zudem ist gerade bei Eisen nicht nur der Gehalt des jeweiligen Lebensmittel entscheidend, sondern auch, wie gut das darin enthaltene Spurenelement für uns verwertbar ist. In diesem Punkt schneidet Eisen aus pflanzlichen Quellen gegenüber Häm-Eisen aus Fleisch und Fisch deutlich schlechter ab. Schuld dran sind nicht zuletzt bestimmte Hemmstoffe, die von Natur aus in variierenden Mengen in Pflanzen vorhanden sein können. Zu solchen Störenfrieden zählen beispielsweise Tannine (z.B. aus Kaffee, Rotwein, Grün- und Schwarztee), Oxalsäure (z.B. in Spinat, Roter Bete, Rhabarber) oder Phytinsäure (z.B. in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten), weshalb diese nicht gleichzeitig mit einer eisenreichen Mahlzeit konsumiert werden sollten. Aber auch auf kalziumreiche Lebensmittel wie Milchprodukte sollte man ein Auge haben, denn auch sie machen es unserer Eisenaufnahme nicht leicht.

Wenn Eisen verloren geht.

Verliert der Körper Blut, verliert er automatisch auch Eisen. Nicht verwunderlich also, dass Eisenmangel ein wichtiges Frauenthema ist. Zum einen geht Monat für Monat über die Periode (v.a. bei starken Blutungen wie z.B. in den Wechseljahren) Eisen verloren, zum anderen zehren auch Schwangerschaft, Stillzeit und Geburt am Eisenhaushalt. Zu merklichen Eisen-Einbußen kann es darüber hinaus in Zuge von Blutverlusten durch Verletzungen, OPs, Blutspenden oder regelmäßigem Nasenbluten kommen.
Doch nicht immer sieht man bei Eisenverlusten „rot“. Gerade wenn scheinbar gesunde Menschen ohne offensichtliche Risikofaktoren absinkende Eisenspeicher vorweisen, ist eine medizinische Abklärung empfohlen. Der Eisenabfall könnte ein Warnsignal für versteckte innere Blutungen (z.B. infolge von blutverdünnenden Medikamenten, entzündlichen Darmerkrankungen, Hämorrhoiden, Magengeschwüre) oder eine andere Grunderkrankungen sein.
Besonders wenn „Frau“ sich vegan oder vegetarisch ernährt, regelmäßig Schlankheitsdiäten praktiziert oder Ausdauersport betreibt, sollte der Eisenspiegel im Auge behalten werden.

Welche Symptome und Folgen verspürt man bei einem Eisenmangel?

Blass, müde, schwach. Wer an Eisenmangel denkt, dem kommen meist die klassischen Symptome einer Eisenmangelanämie (Blutarmut) in denn Sinn. Doch meist versucht der Körper die für ihn lebenswichtige Blutbildung so lange wie möglich aufrechtzuerhalten. Vielmehr kommen zu Beginn einer unzureichenden Versorgung die 179 „anderen“ eisenabhängigen Körperfunktionen ins Straucheln. So können genauso trockene Haut, Haarausfall, Kälteempfinden oder Leistungsabfall Anzeichen eines Eisenmangels sein. Aber das ist noch lange nicht alles!

Die vielen Gesichter des Eisenmangels.

Eisenmangel spürbar von Kopf bis Fuß:

√ Gehirn & Nerven: nachlassende Leistungsfähigkeit, Erschöpfung, Konzentrationsprobleme, Kopfschmerzen, Müdigkeit, gedrückte Stimmung, Schlafstörungen, Hyperaktivität und Aufmerksamkeitsstörung bei Kindern und Jugendlichen
√ Haut, Haare, Nägel: Haarausfall, stumpfe Haare, brüchige Nägel, trockene Haut, Mundwinkeleinrisse, Blässe, Rückbildung der Schleimhäute
 Lunge, Herz & Kreislauf: Müdigkeit, Erschöpfung, Abgeschlagenheit, Kälteempfindlichkeit, Herzklopfen, Schwindel, Atemnot
√ Blutarmut
√ Immunsystem: erhöhte Infektanfälligkeit
√ Ungewöhnliche Essgelüste durch Eisenmangel
√ Bewegungsapparat: Restless Legs Syndrom, reduzierte Ausdauerleistung und rasches Ermüden
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Schon gewusst?

Fallen Schwangere nachts über ein Glas Essiggurken her, wundert das niemanden. Hinter so manch seltsamen Gelüsten kann jedoch auch Eisenmangel stecken. Die begierige Lust nach bestimmten Lebensmitteln, aber auch auf Nichtessbares wie Geldmünzen, Erde oder Asche, wird als das „Pica“ bezeichnet. Bis zu 60 % der Eisenmangel-Patienten kennen dieses Syndrom, bei den meisten Pica-Betroffenen bleibt es aber bei Genießbarem wie Eiswürfel oder Knackigem wie Karotten, Sellerie oder Erdnüssen. 

Die Stadien von Eisenmangel

Müde, ausgelaugt, unkonzentriert. Symptome, die meist auf ein forderndes Berufs- und Privatleben geschoben werden, können auch der schleichende Beginn von der häufigsten Mangelerkrankung weltweit sein: Eisenmangel. ExpertInnen unterscheiden hierbei drei Eisenmangel-Stadien, die mit unterschiedlichen Beschwerden verbunden sind:

Stadium 1: Speichereisenmangel (prälatenter Eisenmangel)

Dem Körper fehlt der Eisennachschub. Deshalb greift er auf seine Reserven zurück. Der Gehalt an Speichereisen (Ferritin) sinkt. Für die Blutbildung steht in diesem Stadium noch genügend Eisen zur Verfügung. Andere eisenabhängige Funktionen können von der negativen Eisenbilanz jedoch schon beeinträchtigt sein. In diesem Stadium macht der Eisenmangel meist noch wenige Beschwerden. Dennoch fühlen sich manche Betroffene nicht mehr so leistungsfähig und müde oder leiden bereits an Haarausfall.

Stadium 2: Eisendefizitäre Erythropoese (funktioneller Eisenmangel)

Nehmen die Eisenreserven weiter ab, beginnt das Knochenmark immer weniger rote Blutkörperchen zu bilden. Die Zellen können nicht mehr ausreichend mit dem Spurenelement versorgt werden. Immer mehr Eisen wird aus seinem Transporter, dem Transferrin, rausgeholt und zur lebensnotwendigen Blutbildung eingesetzt. Dadurch sinkt die Transferrinsättigung im Blut. Häufige Anzeichen eines funktionellen Eisenmangels können u.a. Müdigkeit, trockene Haut, Mundwinkeleinrisse, brüchige Haare, Haarausfall und Infektanfälligkeit sein.

Stadium 3: Eisenmangel-Anämie (manifester Eisenmangel)

Im dritten Stadium sind die Eisenspeicher dermaßen erschöpft, dass es zu gravierenden Störungen bei der Blutbildung und vielen weiteren Körperfunktionen kommt. Nicht nur die Zahl der roten Blutkörperchen, auch ihr Hämoglobingehalt kann absinken. Bemerkbar macht sich der stark fortgeschrittene Eisenmangel mit den klassischen Eisenmangelanämie-Symptomen – mit Schwindel, Kopfschmerzen, blasser Haut, starkem Leistungsabfall (körperlich und geistig), Reizbarkeit, Atemnot und Herzrasen.

Laborlatein: Wie ein Eisenmangel festgestellt wird.

Eisenmangel – oder doch nur vom stressigen Alltag geschafft? Um eine bestehende Unterversorgung mit dem Spurenelement aufzudecken ist ein labordiagnostisches Blutbild das A und O. Vergessen Sie hierbei den üblichen Eisenwert auf Ihrem Befund! Wichtig sind vor allem die drei folgenden Werte:
  • Ferritin
  • Transferrin
  • Transferrinsättigung
Unser Tipp: Überprüfe gleich von zu Hause aus deinen Eisenwert mit unserem Eisenmangel-Selbsttest. Solltest du ein Gespräch mit unseren Experten benötigen und noch mehr Parameter wissen wollen, empfehlen wir unsere Mikronährstoff-Vollblutanalyse. 

Ferritin: Der Eisenspeicher.

Ferritin ist das Depot-Eisen unseres Körpers. In dieser Form hortet der Körper das für ihn lebensnotwendige Eisen. Auf Abruf bereit, kann das Spurenelement bei Bedarf mobilisiert werden. Ist der Ferritin-Spiegel erniedrigt, ist dies ein frühes Anzeichen (noch bevor ein schwerer Mangel eintritt), dass unser Körper ständig zu wenig kriegt. Bereits Ferritin-Spiegel unter 30 ng/ml sind, zeigen einen Mangel an Eisenreserven auf. Nicht-anämische Eisenmangelsymptome - wie z.B. diffuser Haarausfall (-> kritische Grenze Haarwuchs: 40 – 70 ng/ml) - können jedoch auch schon bei hören Ferritinwerten auftreten.

Transferrin und Transferrinsättigung: Das Eisentaxi und seine Belegung.

Transferrin ist ein Eiweiß, das unzählige Eisenionen binden kann und diese wie ein Taxi zu den Zielzellen transportiert. So werden alle Körperzellen mit dem lebensnotwendigen Spurenelement versorgt. Die Transferrinsättigung gibt Auskunft über den Eisengehalt des Transferrins – sprich: wie viele Eisenionen mit dem Taxi transportiert werden. Bei Eisenmangel versucht der Körper mit möglichst vielen Taxis möglichst viel Eisen zu den Zielzellen zu transportieren. Der Mangel zeichnet sich durch hohe Transferrinspiegel bei einer geringen -sättigung ab.

Stolperfallen der Eisendiagnostik.

Chronischer Erkrankungen oder Krebserkrankungen können Einfluss auf verschiedene Parameter der Eisenversorgung haben. In diesen fällen ist die Interpretation der ermittelten Werte erschwert. Empfehlenswert ist es daher, zusätzlich zum Ferritinwert auch Entzündungsmarker (z.B. CRP) zu messen, die eine Aussage über etwaige Entzündungen erlauben. Bei hohen Entzündungswerten können die Ferritinwerte im Serum nämlich ebenfalls erhöht sein, ohne dass dies den tatsächlichen Ferritinstatus widerspiegelt. Hier ist die Kompetenz guter Diagnostik-Fachpersonen gefragt.

Eisen: Diese Werte solltest du kennen.

Eisen: Normalwerte und Abweichungen.

Unterversorgung 

Normalwerte 

Überladung

Ferritin (ng/ml)

< 30

30-300

> 1.000

Transferrin (mg/dl)

> 400

200-400

> 200

Transferrinsättigung (%)

< 16

16-45

> 45

author
Mag. Margit Weichselbraun
Das Herz der studierten Ernährungswissenschaftlerin schlägt für die faszinierende Welt der Mikronährstoffe und Gesundheitsthemen, die bewegen. Privat ist die passionierte Wortschmiedin Vollblut-Mama zweier Kinder.
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